Kommen wir nun mit dem Tagesordnungspunkt 3 “Finanzen” zu den Debatten des Abends: Die Muslimische Hochschulgemeinde (MHG) beantragt ihre Bestätigung als AG für das Wahljahr 2016, was ihr neben 75€ Grundunterstützung in diesem Jahr außerdem die Möglichkeit zur Nutzung von Uni-Räumlichkeiten für Diskussionsabende, Vorträge u.Ä. brächte. Nach kurzer Debatte über etwaige spezifische religiöse Ausrichtungen der MHG wird der Antrag mit klarer Mehrheit angenommen. Wir kommen nun zum, wie sich erst später herausstellte, dominierenden Thema des Abends: Ein in regulär eig. unter 20 min. zu diskutierender Antrag der christlichen “Studentenmission in Deutschland” (SMD) zur Zulassung als eine vom StuRa geförderte AG. Kurze Erinnerung: Die Bewilligung eines derartigen AG-Titels würde den Haushalt des StuRa im Jahr um ganze 50€ belasten und der SMD zudem u.A. die Möglichkeit geben, Räume der Uni für ihre regelmäßigen Gruppentreffen zu nutzen. Es kommt, wie es wahrscheinlich kommen musste: Es entbrennt eine flammende, hitzig debattierte Diskussion darüber, ob und wie man eine weitere christliche Organisation an der Uni fördern solle. Die Mehrheit des StuRa scheint sich bereits seit Beginn der Debatte ohne Anhörens der Argumentation des SMD gegen eine solche Unterstützung auszusprechen. Die christliche SMD sollte keinen AG-Status erhalten, da sie christlich ist und das Christentum eine Mehrheitsreligion in Deutschland und auch in Sachsen bilde, die keiner Unterstützung bedürfe. (Ist es nach dem letzten Zensus von 2011 quantitativ zumindest in Sachsen zwar nicht ganz, aber egal.) Des Weiteren stört einige der Anwesenden offensichtlich das Wort “Mission” in Namen und es werden immer wieder suggestiv Fragen nach der Nähe der SMD zu homophoben Meinungen aus dem fundamentalistischeren Teil des christlichen Spektrums gestellt und Bibelverse aus dem Alten Testament zitiert. Von anderer Seite wird ein “antichristlicher Beißreflex” attestiert und mit Bibelversen aus dem neuen Testament dagegengehalten. Es entbrennt eine Art “Marx vs. Moses”-Diskussion, in deren Verlauf wir uns argumentativ immer wieder im Kreis drehen. Die regelmäßigen Aufrufe einzelner Abgeordneter zu einer Rückkehr zur Sachlichkeit gehen in einer allgemeinen Lust nach emotional geführten religionsphilosophischen Grundsatzdiskussionen ebenso unter wie der eigentliche Antrag der Antragsteller. Nach über einer Stunde gelangen wir nun zur Abstimmung: Der Studentenmission in Deutschland wird der AG-Status auch in diesem Jahr wieder nach einem knappen Mehrheitsbeschluss nicht zuteil werden.
Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass wir erst kurz zuvor in einer langwierigen und kontroversen Debatte von vielleicht gefühlten 10 Minuten (zurecht) die Zulassung der Muslimischen Hochschulgemeinde als AG nahezu einstimmig beschlossen hatten. Zweites, ebenso emotional geführte Grundsatzdiskussionen heraufbeschwörendes Thema des Abends ist ein Antrag des Elferrats Physik/Geowissenschaften zur offiziellen Unterstützung ihres Studierendenfaschings. Da es in den letzten Jahren wohl gehäuft rassistische, sexistische, transphobe und ähnlich diskriminierende Kostüme aufgetreten sein sollen, sollte der StuRa diese Veranstaltung nicht unterstützen, argumentieren die einen. Die anderen halten dagegen, dass dies vielleicht beim Ba-Hu-Fasching der HTWK aber nicht bei besagtem Fasching der Fall gewesen sein soll. Nach einer langen und in Teilen auch langatmigen Debatten mit vielen Nebenkriegsschauplätzen und gewohnt vielen argumentativen Schleifen wurde der Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt. Sehr schön, damit hätten wir Tagesordnungspunkt 3 abgehakt. Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät, dass man eine Empfehlung von 20min. im StuRa auch durchaus einmal auf 2h strecken kann.
— Pause! Kollektives Aufatmen im Plenum. .—