Jeder macht mal ‘nen Fehler. Am Ausmerzen unserer kleinen Mankos wachsen wir sogar. Doch wie oft würdet Ihr den selben Fehler begehen, wenn es eine einfache Referenz zu dessen Vermeidung gibt?
Die Studentenschaft der Uni Leipzig hat tatsächlich die selben Fehler 6000 mal gemacht: Der neue Taschenkalender “mehr PLAN für alle” ist voller Rechtschreibfehler. Es geht auf der ersten Innenseite los und zieht sich bis zur letzten Seite mit Fließtext: Großschreibung, das Verwenden von Regeln der alten und neuen deutschen Rechtschreibung gleichzeitig, die beständige Verwechslung von “seid” und “seit”, fast schon schmerzhafte Deklinationsfehler, eine Interpunktion, die mich traurig gemacht hat*, und dazu noch die vielen kleinen Fehler, die man selbst beim Überfliegen aufgrund ihrer Zahl nicht unterschlagen kann.
Auch inhaltlich ist das eine oder andere fraglich: Seite 16 zum Beispiel verspricht “alle Protokolle” des StuRa-Plenums auf der Homepage. In Wirklichkeit weiß selbst ich nicht, wo ich die aktuellen Diskussionen und Beschlüsse im StuRa finde.
Aber vielleicht bin da auch etwas zu spitzfindig.
Vielleicht ärgert mich auch das Marx-Relief, das es wieder in ein StuRa-Druckerzeugnis geschafft hat und in meinen Augen für die D. D. R. als Unrechtsstaat steht: Die eindeutigen Handlungen entgegen der in der eigenen Verfassung zugesicherten Grundrechte, im Speziellen gegen die Religionsfreiheit und die Freiheit der Lehre, sind fest mit diesem Kunstwerk in Verbindung zu bringen.
Vielleicht ist es auch das undifferenzierte Wettern gegen die Studentenverbindungen mit ihren bedrohlichen (grob geschätzt) 120 Mitgliedern, von denen sicher nicht alle sauber sind. Diese Organisationen wurden ja erst drei Mal politisch verfolgt: Im Vormärz und dann auch unter den beiden Herrschaften der Sozialisten – Ja, auch den nationalen Sozialisten – waren sie massiven Repressalien ausgesetzt und auch sonst waren sie nie das, was man als “angepasst” bezeichnen würde. Ein gemeinsamer Feind schweißt zusammen und warum dann nicht den Außenseiter mit der komischen Mütze und Scherpe verfolgen? “Er will ja gar nicht dazugehören!” “Er sieht auch ganz anders aus als ich.” Ich möchte die Verfehlungen einiger Verbindungsstudenten und undemokratische Elemente in einigen Verbindungen nicht leugnen, aber ich erwarte einfach von den Leuten, die uns zur Verwendung des Unterstrichs vor dem Binnen-I aufrufen, mehr Differenzierung in der Auseinandersetzung mit den “Gegnern”.
Vielleicht bin ich auch einfach nur verstimmt, weil in der Sparte “Politik”, die Attac, Verdi und Konsumglobal LE führt, nicht einmal die politischen Hochschulgruppen vorkommen.
Aber vielleicht ist es auch einfach nur die Tatsache, dass der Kalender, für den ein Teil meiner acht Euro aufgewendet wird, an Rechtschreibfehlern reicher ist, als ein Deutschaufsatz aus der Hauptschule.
Wieder möchte ich nicht missverstanden werden. Bis zum Ende dieses Textes habe ich sicher auch mindestens zehn Fehler gemacht.
Nur kostet dieser Eintrag nicht viel und lesen werden ihn ebenfalls nicht viele; Und das ist der Unterschied zum Taschenkalender. Dort sind mehr als 20 Leute als Autoren und Lektoren gelistet. Ich muss unterstellen, dass nicht einmal fünf das Heft komplett gelesen haben können. (Wenn Thomas Morgen Mittag diesen Artikel hier liest, wird er sicher kopfschüttelnd den einen oder anderen Fehler finden und korrigieren. Danke schonmal im Voraus!)
Aber Kopf hoch! Eine Sache ist wirklich durchweg gut: Gendering. Dafür auch noch ein großes Lob von mir und meinem Leseverständnis, das auch nach einem Jahr StuRa immernoch von “geschlechtergerechten” Formulierungen verlangsamt wird.
Dass man normalerweise für Kalender Geld bezahlt, von dem wiederum Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten, ist schließlich der unsoziale Aspekt des neuen, kostenlosen Taschenkalnders.
Auf Seite 24 von “Mehr Plan für alle” liest man, die Universität Leipzig produziere 1.300 Tonnen Müll im Jahr. Jetzt sind ein paar hundert Kilo dazugekommen.
* Ich oute mich hier einfach mal als Freund des gut gesetzten Satzzeichens.